(Quelle „Echo“ Darmstadt, 26.03.2018)
Ein Blick durchs Visier, ein Schuss, dann noch einer und noch einer. Die Glücksscheiben mit Ostermotiv, die der Polizei-Sportschützen-Verein extra für sein traditionelle „Ostereierschießen für Jedermann“ am Palmsonntag-Wochenende vorbereitet hat, sollen fünfmal flächig getroffen werden. Als Gewinn winkt ein bunt gefärbtes Osterei.
Besucher Matthias Stelzl, der seit Jahren regelmäßig zu der Veranstaltung ins Vereinsheim im Böllenfalltorweg kommt, hat es nicht ganz geschafft: „Ich tendiere immer zur Mitte“, erklärt der Hobby-Sportschütze. Normalerweise solle das ja auch so sein, wirft da der Ehrenvorsitzende Jakob Schmitt ein, zeigt eine der regulären Zielscheiben und meint schmunzelnd: „Sonst bemühen wir uns nämlich, in die Mitte zu zielen.“
Beim Ostereierschießen aber ist alles ein bisschen anders – nicht nur die Zielscheibe. Es wird auch ausschließlich mit Luftdruckgewehren geschossen. Der Verein habe auch eine Abteilung mit scharfen Waffen für Sportdisziplinen im Klein- und Großkaliber, wie der erste Vorsitzende Rüdiger Herrigt informiert. An diesem Tag bleiben diese aber hinter verschlossenen Türen, schließlich geht es hier für viele der Anwesenden um eine erste Kontaktaufnahme mit dem Schießsport.
Mit der Veranstaltung, die der Verein seit rund 30 Jahren jedes Jahr vor Ostern ausrichtet, wolle man die breite Öffentlichkeit ansprechen, dabei mit Vorurteilen aufräumen und dem falschen Image entgegenwirken, dass noch in vielen Köpfen vorherrsche, sagt Herrigt und betont: „Bei uns geht es ausschließlich um Sport.“ Und der stößt auf großes Interesse: Vor dem Schießstand herrscht reger Betrieb. „Vor einer Stunde haben hier rund 30 Leute gewartet, bis sie an der Reihe sind“, berichtet Schmitt.
Ganz rechts steht Matthias Stelzl, tauscht sich mit Nachwuchsschütze Luzien aus. Das Luftdruckgewehr, mit dem die Besucher an diesem Tag schießen dürfen, bezeichnet der Hobbyschütze als „wahres Hightech-Gewehr“. Ja, es sei für den professionellen Wettkampf gedacht, bestätigt Schmitt.
Begeisterung liegt in der Luft. Auch Luzien kennt sich aus, weiß genau, wie so ein Gewehr funktioniert. Schon als kleiner Junge sei er gerne am Schießstand gewesen, „außerdem hatte meine Oma ein Luftdruckgewehr“, erinnert er sich. Als er sich vor zweieinhalb Jahren bei den Polizei-Sportschützen ausprobierte, fand er schnell Gefallen am Sportschießen und trat dem Verein bei. Besonders gefällt es ihm, „mich selbst dabei herauszufordern und Bestleistungen zu erzielen“.
Im regulären Betrieb gibt es für Kinder eine Altersgrenze: Ab zwölf Jahren dürfen sie mit Luftdruckgewehren trainieren. Beim Ostereierschießen aber gilt eine Sonderregelung: „Alle, die mit dem Gewehr umgehen können, dürfen es heute unter Aufsicht verwenden“, teilt Jakob Schmitt mit. Dabei wird jeder der Besucher von ausgebildeten Mitgliedern betreut. Rüdiger Herrigt erklärt: „Die Veranstaltung unterliegt hohen Sicherheitsauflagen, die wir hier sehr ernst nehmen“.
Die Geschichte der Polizei-Sportschützen geht bis ins Jahr 1952 zurück. Damals gründeten Beamte der Darmstädter Polizei eine Schießabteilung innerhalb der Sportabteilung des Präsidiums. 1954 wurde dann auch der Beitritt ziviler Mitglieder erlaubt, die im Laufe der Jahre immer mehr wurden. Heute erinnert nur noch der Name an den Ursprung bei der Polizei. Herrigt meint: „Eigentlich sind wir ein Verein für Jedermann“.